Als Auszubildender hat Joshua Korn ständig mit Holz zu tun – doch in seiner Freizeit macht er richtig Kohle
Es dröhnt laut durch den Stollen, wenn Joshua Korn mit dem Presslufthammer unter Tage am Kohleflöz arbeitet – natürlich mit Gehörschutz. Das ist der 20-Jährige gewohnt. Denn auch in seinem Ausbildungsbetrieb in Hille-Nordhemmern trägt er „Micky-Mäuse“, wenn er mit Maschinen arbeitet – um Holzbretter abzurichten oder sie mit der Kreissäge auf Länge und Breite zu schneiden. Joshua Korn ist in seiner Freizeit gerne mal als Bergmann tätig, als seine Berufung sieht er hingegen das Tischlerhandwerk an.
Und dies schon seit seiner Kindheit, als der Löhner sich mit einem Freund in einer Weide ein Baumhaus baute – mit Terrasse! Mit 14 Jahren fing er an, in den Ferien in Tischlerbetrieben in Löhne zu helfen. Damals konnte er es kaum erwarten, im Handwerk eine Ausbildung zum Tischler zu beginnen. Er folgte aber dem Rat seiner Eltern, erst sein Abitur zu machen. Sein Drang zu praktischer Betätigung ließ ihn allerdings mit 17 Jahren in die Freiwillige Feuerwehr, Löschgruppe Löhne-Bahnhof, eintreten. Hier hat er etwa alle zwei Wochen Dienst.
Nach dem Abitur bewarb er sich zuerst in Löhne um eine Handwerksausbildung – doch im Internet stieß er auf seinen jetzigen Ausbildungsbetrieb in Hille-Nordhemmern (Möbeltischlerei Fabry). Die „Chemie“ passte. Und die Anforderungen, die der Handwerksmeister an seine Auszubildenden stellt, kommen den Vorstellungen von Joshua Klein entgegen. So lernte er, wie aus angelieferten ganzen Stämmen rohe Bretter entstehen, die in zahlreichen weiteren Arbeitsschritten zu individuellen Schränken, Tischen und Sitzgelegenheiten zusammengefügt werden. „Ich sehe am Ende des Tages, was ich geschafft habe – und das erfüllt mich irgendwie“, sagt er.
Seine dreijährige Ausbildung endet demnächst. Am 3. Juni beginnt die Prüfungsphase. Als Gesellenstück – die rohen, getrockneten Bretter dafür liegen bereits bereit – schreinert er eine Vitrine mit Bezug auf den Bergbau. Denn auch der Bergbau fasziniert ihn. Schon als Jugendlicher haben ihn Stollen und Höhlen irgendwie angezogen. Über einen Kumpel ist er dann vor knapp drei Jahren in die ehrenamtliche Arbeit im Lehr- und Besucherbergwerk „Feggendorfer Stolln“ gerutscht. Das alte Steinkohlen-Bergwerk im Deister bei Lauenau wird seit 1982 vom Heimat- und Museumsvereins Lauenau und Umgebung als Denkmal der regionalen Industriegeschichte zu erhalten. Der Löhner Joshua Korn trägt mehrmals im Jahr sonntags dazu bei, indem er im Stollen die schwere körperliche Arbeit eines Bergmanns leistet.
Doch jetzt stehen erst einmal die Prüfungen zum Tischlergesellen an. Dass er alle besteht, davon geht sein Ausbilder Tischlermeister Matthias Fabry aus. Danach möchte Joshua Korn als Geselle in anderen Handwerksbetrieben weitere Erfahrungen sammeln, zum Beispiel in den Bereichen Bautischlerei und Holzbauweisen für Wohngebäude. Als Ziel fest im Blick hat der junge Handwerker die Meisterausbildung. Damit will er nicht zu lange warten, denn es drängt ihn, auch über Tage voran zu kommen.
Und dann kommt Joshua Korn auf einen Punkt zu sprechen, der ihm allgemein nicht gefällt: „Das Handwerk wird als Beruf heutzutage nicht hoch genug geschätzt.“ In der Weiterbildung werde es im Vergleich zu akademischen Berufen benachteiligt. „Da ich Abitur habe, könnte ich an einer Uni studieren, ohne dafür zahlen zu müssen – also auf Kosten der Allgemeinheit. Meine Meisterausbildung muss ich dagegen selbst bezahlen.“ Irgendwie passt das seiner Meinung nach nicht mehr in die heutige Zeit, wo es im Handwerk und angrenzenden Branchen zunehmend an Fachkräften fehlt – und Meistern, die den künftigen Nachwuchs ausbilden können. Für Joshua Korn sind es aber vor allem auch die langfristig guten beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk, weshalb er sich gegen ein Studium entschieden hat.